Sind Pferdekutschen noch zeitgemäß? In vielen Städten wie Wien, Berlin, Brügge oder New York werden Ausfahrten mit 1 PS für Besucher angeboten. Doch die langjährige Tradition hat für die Tiere schlimme Schattenseiten
Bald ist Sommer, wir machen Urlaub, sind entspannt und wollen uns etwas gönnen. In vielen Städten im In- und Ausland werden romantische Kutschfahrten für Touristen angeboten. Sich gemütlich durch die Straßen einer fremden Metropole fahren lassen, ein Eis in der Hand und der Wind streicht durchs Haar. Fühlen Sie auch schon die frische Brise? Doch was sich auf den ersten Blick so positiv ausnimmt, ist für die betroffenen Pferde leider weniger angenehm.
Bis zu zehn Stunden täglich müssen die Tiere teils bei sengenden Temperaturen ausharren, ohne Schattenplätze, mit zu wenig Wasser und oft nicht eingehaltenen Ruhepausen. Und selbst wenn die Arbeitsbedingungen optimal sind, haben die Pferde einiges auszuhalten. Der harte Asphalt, Lärm und Abgase der Autos und der hektische Straßenverkehr sind eine ständige Belastungsprobe für die sensiblen Fluchttiere, die in der Natur lieber das Weite suchen und ganz sicher nicht freiwillig durch unsere Städte traben würden. Auch das Gewicht der besetzten Kutschen darf nicht unterschätzt werden. Schon leer wiegen die altmodischen Gefährte 200 bis 450 Kilo, mit Passagieren und Kutscher dann entsprechend mehr. Ein Pferd kann das ein- bis zweifache seines Körpergewichtes ziehen, je nach Rasse und Trainingszustand.
Könnte man die Tiere fragen, würden sie sicher lieber in Ruhe auf der Weide grasen als den Großstadtdschungel zu durchqueren. Viele Städte wie Paris, London oder Barcelona haben zum Wohl der Vierbeiner ein Verbot ausgesprochen und erlauben die Kutschfahrten nicht mehr. Ist das jetzt übertriebener Aktionismus? Nein. Auch wenn früher Kutschfahrten absolut gängig und einst sogar Hauptverkehrsmittel waren, sind heutige Großstädte als Arbeitsort für Pferde absolut ungeeignet, was auch immer wieder auftretende Unfälle bestätigen, in denen die Tiere in Panik geraten und kopflos losrennen. Jedes Jahr ereignen sich zahlreiche Unfälle, bei denen sowohl Menschen als auch Pferde verletzt werden und sogar sterben.
Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt Touristen, während ihres Urlaubs gänzlich auf Kutschfahrten oder Reitausflüge zu verzichten. Nur so kann das Leid der Pferde beendet werden. Helfen Sie mit, diese zweifelhafte Tradition zu beenden und erkunden Sie fremde Städte lieber aufs Schusters Rappen.