Lange Ohren, große Augen, ein wackelndes Näschen und flauschiges, weiches Fell. Wildkaninchen sind so niedlich, dass sie von Menschen domestiziert wurden und inzwischen zu einem der beliebtesten Haustiere avancierten.

Mehr als 350 verschiedene Kaninchenrassen gibt es inzwischen. Sie reichen von kleinen Zwergkaninchen mit 2 Kilo Körpergewicht bis zu imposanten deutschen Riesen mit 10 Kilo. Wildkaninchen sind bis 2,2 Kilo leicht. Früher wurden die großen „Stallhasen“ zur Fleischnutzung und wegen des Fells gehalten, heute sind vor allem Zwergkaninchen als „Kuscheltiere“ beliebt. Auch sogenannte Stallhasen sind eigentlich Kaninchen. Echte Hasen lassen sich weder domestizieren noch gut in Gefangenschaft halten.

Ursprünglich gab es hierzulande keine Wildkaninchen. Durch den Menschen wurden sie nahezu weltweit verbreitet. Wegen ihrer hohen Vermehrungsrate und guten Anpassungsfähigkeit gelten sie mancherorts als Schädlinge, etwa in Australien. Bei uns haben sie sich allerdings völlig in das Ökosystem eingegliedert und sind für manche Beutegreifer, wie etwa Luchse, die Hauptnahrung.

Grund für ihr teils massenhaftes Auftreten ist neben einer hohen Fortpflanzungsrate und fehlenden Beutegreifern auch ihre Sozialisierung. Wildkaninchen mögen es gesellig und dulden viele Artgenossen in ihren unterirdischen Kolonien. Selbst ausgesetzte Hauskaninchen dürfen sich manchmal den wilden Familien anschließen. Haben sie sich einmal integriert, verwildern sie sehr schnell.

Droht Gefahr, klopfen Wildkaninchen mit ihren Hinterbeinen schnell und laut auf den Boden. Artgenossen spüren und hören diese Warnung und fliehen rasch in ihre unterirdischen Gänge.

Faszinierend ist ihr Verdauungsapparat. Da sie als Pflanzenfresser hauptsächlich schwer verdauliches Material aufnehmen, besitzen sie einen sehr großen Blinddarm mit zahlreichen Bakterien. Dort wird die Nahrung fermentiert und anschließend, vor allem morgens, als weicher Kot ausgeschieden. Dieser sogenannte Blinddarmkot enthält viele Aminosäuren, Proteine und Vitamine, die verwertet werden müssen, deshalb wird er erneut gefressen. Tagsüber wird normaler, harter Kot ausgeschieden, der nicht gefressen wird. Zudem ist der Magen von Kaninchen kaum bemuskelt, so dass sie ständig neue Nahrung aufnehmen müssen, damit sie durch den Verdauungstrakt weitergeschoben wird.

Obwohl Kaninchen in vielen Gebieten der Welt als Plage angesehen werden, wurden sie 2018 als „bedroht“ eingestuft, da ihr Bestand in den Ursprungsländern teils um 95 % zurückgegangen ist. Grund dafür sind vor allem die Krankheiten Myxomatose und die Chinaseuche. Während Myxomatose nur in 40 bis 60 % der Fälle tödlich endet, ist die Chinaseuche für ein infiziertes Kaninchen immer letal. Auch in Deutschland sind wegen dieser Erkrankungen Kaninchen vielerorts ganz verschwunden oder der Bestand ist stark zurückgegangen. Das hat weitreichende Folgen für das gesamte Ökosystem.

Als „Kuscheltiere“ sind Kaninchen nur in Ausnahmefällen geeignet und nichts für kleine Kinder. Wegen ihres starken Fluchtinstinkts mögen sie es nicht, wenn man sie von oben greift, knuddelt oder mit ihnen spielt. Wer sie sich als Haustier zulegt, trägt Verantwortung. Sie bei Überdruss einfach auszusetzen, ist in keinem Fall eine Option und strafbar.

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